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Über elf gut bezahlte Zweckfreunde und deutschen Patriotismus

“Ein persönliches Statement: Ich bin erstaunt bis schockiert, mit welch einfachen Mitteln sich eine ganze Nation instrumentalisieren lässt (und Fahnen schwenkt). Ich denke da besonders an diejenigen, die sich für Fußball entweder im Alltag nicht interessieren oder von ihrem Wesen nach eigentlich nicht in die Rolle eines kreischenden Fans passen. "Es war so traurig, als Philipp Lahm in die Kamera gesprochen hat”, habe ich heute aufgeschnappt. Dabei kenne ich Philipp Lahm genau so gut wie einen Lionel Messi oder sonst wen, der mit zehn Zweckfreunden über den Rasen rennt. Ich bin mir sicher, dass die meisten Nationalmannschaften auch unter einer fremden Flagge spielen würden. Jedenfalls, wenn das Geld stimmt…

Nach dem Spiel war ich sehr froh, dass es mich nicht wirklich deprimiert hat. Natürlich hätte auch ich mein Patrioten-Team gern im Finale gesehen, denn eine natürliche Zwangsverbundenheit will ich nicht leugnen. Aber ist das wirklich Grund, seine Gefühle von elf nie gesehenen Leuten beeinflussen zu lassen, die irgendwo in Südafrika Fußball spielen? Schade, dass die Weltbevölkerung sich nicht von wirklich weltbewegendem stimulieren lässt. Dann würden sie als Wasserpflanzen und Pelikane verkleidet an dem Tag auf die Straße gehen, wo der Mensch endlich eine seiner perversesten Umweltvergehen in den Griff bekommen hat.“

Stefan Schröer